German Language Asked by mach on February 13, 2021
Mir fallen für die Auslautverhärtung nur einige wenige Minimalpaare mit /d – t/, /z – s/ oder /ɡ – k/ ein:
Minimalpaare mit /b – p/ oder /v – f/ sind mir noch keine eingefallen. Alles, was ich bis jetzt gefunden habe, sind Reimpaare:
Gibt es mit /b – p/ oder /v – f/ richtige Minimalpaare für die Auslautverhärtung? Oder noch mehr mit den anderen Konsonanten?
Zwei mögliche Minimalpaare für /b – p/ im Auslaut sind mir inzwischen in den Sinn gekommen bzw. in Kommentaren erwähnt worden:
Für /ʋ/ und /f/ bezweifle ich, dass es Minimalpaare im Auslaut gibt, denn /ʋ/ kommt praktisch nur im Anlaut vor. Dies hat damit zu tun, dass /ʋ/ historisch gesehen auf einen Halbvokal [w] zurückgeht (wie im Englischen). Im Deutschen haben die Halbvokale mit Vokalen, auf die sie folgen, interferiert, so dass sie praktisch nur im Anlaut vorkommen. Die einzigen eingermassen einheimischen Wörter mit /ʋ/ im Inlaut, die mir einfallen, sind ewig und Löwe (vgl. aber Ehe und Leu ohne /ʋ/) – wobei ich Wörter wie brave nicht zähle, da sie auch mit /f/ ausgesprochen werden.
Sowieso dünkt es mich fragwürdig, die Laute /f/ und /ʋ/ als ein Fortis-Lenis-Paar wie /s – z/ oder die Plosive /p – b, t – d, k – ɡ/ aufzufassen:
Correct answer by mach on February 13, 2021
Bevor ich die von mir gefundenen Minimalpaare aufliste, möchte ich etwas zur Auslautverhärtung generell sagen:
Auslautverhärtung bei Plosiven
Die Auslautverhärtung ist ein Phänomen, das im nördlichen Teil des deutschen Sprachraums auftritt, und nach Süden hin immer schwächer ausgeprägt ist. Ich lebe seit mehr als 50 Jahren im Osten Österreichs (ca. 30 Jahre in Graz, 20 Jahre in Wien und seit 3 Jahren in St. Pölten), und hier kann man bei allen hier (am Ende dieser Antwort) aufgelisteten Wörtern einen gut erkennbaren Unterscheid in der Aussprache hören.
Allerdings ist der Süden des deutschen Sprachraums auch jenes Gebiet, in dem der Unterschied zwischen Lenis (»weiche« Konsonanten) und Fortis (»harte« Konsonanten) ohnehin sehr schwach ausgeprägt ist. Besonders in Wien werden alle harten Konsonanten stark abgeschwächt, was neben anderen Eigenheiten charakteristisch für den Wiener Sound ist. So wird z.B. in Wien das Wort »Teppich« so ausgesprochen, als würde man es wie folgt schrieben: »Deebich« (D statt T, B statt P und ein langes E anstelle des kurzen). Und aus dem »Kakao« wird ein »Gogoo« (langes O am Ende).
Ein Beispiel: Der Unterschied in Aussprache der Buchstaben D und T ist im Osten Österreichs bei den Paaren
Dank - Tank
Deich - Teich
Dorf - Torf
Dusche - Tusche
gleich groß wie bei den Paaren
Tod - tot
Rad - Rat
seid - seit
Nach allem was ich bisher gehört habe, soll das aber im Norden anders sein. Dort ist es angeblich so, dass bei Dank - Tank ein sehr großer Unterschied zu hören ist, während angeblich Rad und Rat gleich klingen. Ich kann das leider nicht nachprüfen, ich kenne zwar ein paar Norddeutsche, die leben aber schon seit Jahrzehnten in Wien und sprechen eine Mischform zwischen nördlichem und südlichem Deutsch.
Was ich für D-T gesagt habe, gilt sinngemäß auch für B-P und G-K.
Diesen sechs Buchstaben sind in der deutschen Sprache auch auf recht eindeutige Weise sechs Laute zugeordnet, die man »Verschlusslaute« oder »Plosive« nennt:
Dabei gibt es natürlich Ausnahmen (das »Girokonto« und der »Gin« werden nicht mit einem [g] ausgesprochen), darauf gehe ich hier aber nicht näher ein.
Frikative
Die Auslautverhärtung betrifft neben den Plosiven aber auch Frikative:
Dazu sind zwei Dinge zu sagen:
In Süden des deutschen Sprachraums kommt der Laut [z] praktisch nicht vor. Dort, wo der Hamburger ein stimmhaftes [z] spricht, hört man beim Wiener ein stimmloses [s]. Das Wort Lose wird in Österreich daher nicht als [ˈloːzə], sondern als [ˈloːsə] ausgesprochen. Da im Süden des deutschen Sprachraumes der Laut [z] ohnehin generell und immer durch [s] ersetzt ist, gibt es in dieser Region auch keine explizite Auslautverhärtung, die dieses Lautpaar betrifft.
Dasselbe gilt auch für das stimmhafte [ʒ], das im Süden immer durch ein stimmloses [ʃ] ersetzt ist.
Aber auch der Laut [v] wird in Österreich häufig durch [f] ersetzt:
die brave Tochter = nicht
[diː bʁaːvə ˈtɔxtɐ]sondern [diː bʁaːfə ˈtɔxtɐ]
Allerdings habe ich mich mit dem Unterschied zwischen [v] und [f] noch wenig auseinandergesetzt, daher wage ich es nicht, für dieses Lautpaar Aussagen zu machen.
Im Unterschied zu dem Plosiven gibt es bei den Frikativen keine so eindeutige Zuordnung vom Lauten auf Buchstaben und umgekehrt. Nach orthographischen Minimalpaaren zu suchen bringt im Fall der Frikative also nichts, wenn man eigentlich nach gesprochenen Minimalpaaren sucht.
Ich habe mir für den privaten Gebrauch eine Datenbank mit den Grundformen aller deutschen Wörter angelegt, die eine aufbereitete Form des Datenbestandes ist, der hier frei verfügbar bereitgestellt wird: http://www1.ids-mannheim.de/kl/projekte/methoden/derewo.html
Leider enthält diese Liste keine Aussprache-Informationen, daher kann ich darin nur nach orthographischen Minimalpaaren suchen. Und damit gelingt es nur, nach den Plosiven zu suchen. Nach Frikativ-Minimalpaare kann ich leider nicht suchen.
Hier ist eine Auswahl aus den Ergebnissen:
D - T
B - P
Außer einigen Abkürzungen wurden keine Paare gefunden.
G - K
Daneben gibt es viele Paar bei denen ein Wort auf -ng endet (bang - Bank). Nachdem ng aber für einen Nasal (nämlich [ŋ]) steht, also gar kein [g] zu hören ist, habe ich diese Treffer aus der Liste entfernt
Answered by Hubert Schölnast on February 13, 2021
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